Die öffentliche Debatte

Die öffentliche Debatte zum Corona-Virus ist frei. Jeder kann eine eigene Meinung haben, diese offen und ohne Nachteile befürchten zu müssen äußern und auch verbreiten. Oder?

Die öffentliche Debatte
Nilo Hansen | Zeichnung auf Papier

In Zeiten wie diesen haben wissenschaftliche Experten Hochkonjunktur. Ich kann nicht gut einschätzen, ob diese oder jene Darstellung von Wissenschaftlern die richtige ist. Die, welche die Gefährlichkeit des Virus und die drohende Überlastung des Gesundheitswesens beschwören, oder diejenige Sichtweise von anderen Wissenschaftlern, die behaupten der Virus wäre zwar gefährlich, aber nicht so sehr, dass wir einer Katastrophe entgegen steuern. Die einen sagen unbedingt „Lockdown!“ und weitere „strenge Maßnahmen!“, die anderen sagen „nein!“, „auf keinen Fall noch einen Lockdown!“. Die einen sagen, der Lockdown rettet uns vor der Katastrophe, die anderen sagen der Lockdown sei die eigentliche Katastrophe.

Von jeder Fraktion melden sich Autoritäten. Also Wissenschaftler. Meinungen von Wissenschaftlern stehen derzeitig so hoch im Kurs wie, sagen wir mal - Naturgesetze. Vorausgesetzt es sind die „richtigen Meinungen“ und die „richtigen Wissenschaftler“.

Wie soll ich es fertigbringen zwischen diesen Fronten und vielen weiteren, meine Orientierung zu finden? Die Frage ist um so brennender, als das in der öffentlichen Debatte nur der einen Gruppe, also den „richtigen“ Meinungen Raum gegeben wird. Die zweite Fraktion kommt im Prinzip nur zu Alibi-Zwecken oder als schlechtes Beispiel zu Wort. In der Regel kommen sie eigentlich nicht zu Wort, sondern werden vorgeführt. Oder gleich entlassen, aus Ethik-Räten, öffentlichen Rundfunkanstalten, diskreditiert und angefeindet, öffentlich niedergeschrieben. Und zwar unter dem Beifall der Masse. Das macht mich mißtrauisch. Ich traue der öffentlichen Meinung nicht.

Wie kann ich mich also orientieren?

Vielleicht an der eigenen Lebenswirklichkeit? Wie aber sieht die aus? Welche persönlichen Erfahrungen habe ich mit dem Virus? Welche Erfahrungen haben Menschen in meinem sozialen Umfeld wirklich und ganz direkt damit? Keine? Schlechte? Lebensbedrohliche oder gar Tödliche? Welche persönlichen Erfahrungen haben ich und meine unmittelbaren Mitmenschen mit allem was uns als Gegenmaßnahmen zugemutet wird? Zum Beispiel mit Lockdowns oder Impfkampagnen, um mal nur zwei zu nennen. Was sehe ich, wenn ich diese beiden Seiten gegenüberstelle? Wie bewerte ich das? Fragen über Fragen. Fragen, die keiner mit sich alleine klären kann. Wichtige Fragen, die nur in einer freien öffentlichen Debatte geklärt werden könnten, wenn, ja wenn es sie gäbe. Ich meine die Debatte!

Literatur-Tipp: Die öffentliche Meinung: Wie sie entsteht und manipuliert wird

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